Abgeschickt von "Anonym" am 09 Dezember, 2009 um 09:02:55

Sehr geehrter Herr Dr. Ghanayem,

vor einigen Tagen musste ich zum Internisten wegen Magenkrämpfe im Oberbauch. Es wurde eine Gastritis festgestellt. Zuvor schilderte ich ihm, dass ich häufiger an Kopfschmerzen oder Migräne leide und deswegen in der Vergangenheit und auch kürzlich Ibuprofen/Thomapyrin genommen habe. Er riet dringend von der Einnahme dieser Medikamente wegen der Thalassämia ab, da diese die Magenschleimhaut schädigen könnten. Bis jetzt habe ich von meinen Ärzten bei leichten Erkältungskrankheiten immer Ibuprofen verschrieben bekommen und wurde noch nie auf evtl. schädigende Wirkung hingewiesen. Allerhöchstens könne er sich die Einnahme von Neuralgen (oder so ähnlich) vorstellen. Gibt es evtl. noch andere Dinge, die ich meiden sollte (z.B. ich liebe mit Chili geschärfte Gerichte, etc.)?

Vielen Dank

Beste Grüße
"Anonym"

 

Abgeschickt von Jürgen. M. Beith am 10 Dezember, 2009 um 14:17:58

Antwort auf: Thalassämie beta minor und Schmerzmittel von  "Anonym" am 09 Dezember, 2009 um 09:02:55:

Lieber Herr  "Anonym",

ich habe mich wegen Ihrer Anfrage bei Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie Sie sind heute umgehört, auch im internationalen, englischsprachigen Forum ( www.thalforum.ca ) noch einmal eingehend nachgelesen, was Patienten dort berichten, und mit Dr. Ghanayem telefoniert. Von einer Unverträglichkeit oder Risiken für den Magen von Thalassämie minor Trägern ist nirgendwo bisher etwas bekannt.

Für die Ernährung gibt es allerdings durchaus einige Ratschläge.
Menschen mit der Erbanlage Thalassämie (egal, ob minor oder major) sollten Raffinadezucker, Weißmehlprodukte und Vollmilchschokoladenprodukte, Gebäck und Kuchen möglichst meiden.
Auf Kaffee und schwarzen Tee sollen sie ebenfalls möglichst verzichten. Fast genauso anregend wirkt als Ersatz Pfefferminztee, den man, wenn man möchte, mit etwas Honig oder Ahornsirup süßt.

Empohlen werden Vollkornprodukte, Zartbitter- oder Bitterschokolade, etwas mehr Salz (Meersalz) am Essen, rote Linsen (sehr guter Eisenlieferant), rotes Fleisch und Leber, 2 mal die Woche Seefisch (möglichst keinen aus Zuchten), elektrolytehaltige Getränke, eventuell Nahrungsergänzung mit Calzim, Magnesium und Zink sowie Folsäure (Vitamin B12).

Ansonsten ist das, was man in Deutschland als Mittelmeerküche bezeichnet, ein idealer Ernährungsfahrplan. Auf Chili brauchen Sie nicht zu verzichten. Das in diesen Schoten enthaltene Capsaizin unterstützt im Gegenteil Ihre Abwehrkräfte.

Sollten sie noch weitere Fragen haben, werde ich Ihnen die gerne beantworten.

Mit herzlichen Grüßen

Jürgen M. Beith

 

Abgeschickt von Eliane Böhnke am 10 Dezember, 2009 um 17:13:16

Antwort auf: Re: Thalassämie beta minor und Schmerzmittel von Jürgen. M. Beith am 10 Dezember, 2009 um 14:17:58:

insbesondere mit der Folsäure kann ich gut mitreden. Die habe ich in meiner Schwangerschaft zu mir genommen und ich habe mich super gefühlt. Das schlappe Gefühl verschwand bei mir komplett (allerdings nur bei regelmäßiger Einnahme. Schmerztabletten vertrage ich übrigens auch sehr gut, insbesondere Ibuprofen (sogar 800er)haben bei mir keinerlei Nebenwirkungen.

 

Abgeschickt von  "Anonym" am 11 Dezember, 2009 um 09:09:24

Antwort auf: Re: Thalassämie beta minor und Schmerzmittel von Eliane Böhnke am 10 Dezember, 2009 um 17:13:16:

Sehr geehrter Herr Beith,

herzlichen Dank für Ihre Antwort. Danke auch an Frau Böhnke. Das ist natürlich herb für mich, da ich sehr gerne Espresso mit viel Milch und weißem Zucker trinke. Ebenso gern esse ich griechische Glyka. Ich vergaß zu erwähnen, dass ich in meinem Blut einen erhöhten Eisengehalt habe und auch keine eisenhaltigen Medikamente einnehmen sollte (HbA2-Vermehrung und HbF-Erhöhung). Dies wurde in meiner Kindheit festgestellt. Gibt es dann Lebensmittel, die ich besser meiden sollte oder ist das im Essen enthaltene Eisen anders als das in Medikamenten?

Mir ist noch etwas zu den Schmerzmitteln eingefallen: Eine Thomapyrin Tablette enthält 250 mg Acetylsalicylsäure, 250 mg Paracetamol und
50 mg Coffein. Da in der vorigen Woche die Kopfschmerzen recht stark waren, hatte ich an 2 aufeinanderfolgenden Tagen morgens und abends eine genommen. Wenn ich also Kaffee aufgrund des Koffeingehaltes meiden sollte, kann ich mir tatsächlich diese Konzentration als Auslöser vorstellen und nicht etwa wie mein Umfeld behauptet, z.B. Stress (den habe ich sonst auch :).

Herzlichen Dank
Beste Grüße
"Anonym"

 

Abgeschickt von Jürgen M. Beith am 12 Dezember, 2009 um 15:42:25

Antwort auf: Re: Thalassämie beta minor und Schmerzmittel von  "Anonym" am 11 Dezember, 2009 um 09:09:24:

Sehr geehrter Herr "Anonym",

gut, dass Sie Ihre erhöhten Eisenwerte erwähnt haben. Mein Rat zielte eher auf die wesentlich mehr verbreiten schlechten Eisenwerte bei Betroffenen mit Beta-Thalassämie minor.
Bei erhöhten Werte bestehen gegen einen maßvollen Kaffeegenuss weniger Bedenken. Aber dennoch Hände weg von Raffinadezucker und allen Weißmehlprodukten. Eine der Begleiterkrankungen der Thalassämien ist gern und häufig der Diabetis, und dem sollte durch eine überlegte Ernährung von vornherein das Entstehen erschwert werden.

Ein schönes 3. Adventswochenende aus Waiblingen,

Jürgen M. Beith

 

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